Ältere Bauwerke können oft schadstoffhaltige Gebäudesubstanzen enthalten.
Das Ziel unserer Gebäudebegehung bzw. Ortsbesichtigung ist, diese schädlichen oder speziell zu entsorgenden Baustoffe zu erkennen und Proben der Gebäudesubstanz zu entnehmen. Je nach Art des Baustoffes werden anschließend chemische Untersuchungen der Proben durchgeführt.
Auf Grundlage der Ortsbegehung und der Analysenergebnisse kann anschließend die anfallende Abfallmenge geschätzt und je nach Bedarf ein Entsorgungs- und Rückbaukonzept entwickelt werden.
Aufgrund seiner brandschutztechnischen Eigenschaften ist Asbest ein häufig verwendeter Baustoff der 50er bis 80er Jahre der in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen auftreten kann.
Asbest ist ein karzinogener Baustoff. Freigesetzte Asbestfasern können über die Luft eingeatmet werden. Die feinen Fasern sind aufgrund ihrer Abmessungen und Fasergeometrie lungengängig. Ein Abbau oder Wiederaustritt der Fasern ist nicht möglich, so dass die Fasern als biopersistent zu bezeichnen sind.
Aus diesem Grund sind bei dem Rückbau von asbesthaltigen Stoffen zum Teil umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen und auch eine gesonderte Entsorgung notwendig.
Asbesthaltige Baustoffe können in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen auftreten. Häufig bekannt sind die „typischen“ Asbestzementprodukte wie z.B. Dacheindeckungen oder Verkleidungen aus Welleternit oder Kunstschieferschindeln aus Faserzementplatten, die zur Verkleidung von Kaminen oder Dachgauben sowie Attikabereichen eingesetzt wurden. Weit verbreitet sind außerdem Lüftungsleitungen aus Asbestzement. Die sogenannten Toschi-Rohre mit einem rechteckigen Querschnitt verlaufen üblicherweise durch den gesamten Baukörper und ermöglichen die Entlüftung von Heizungskellern und Sanitäranlagen.
Darüber hinaus sind auch kleinere Einsatzgebiete wie Dichtungsringe von Heizkörpern, Flanschen, Brandschutzklappen etc. möglich. Ebenfalls zu nennen sind Bodenbeläge wie z. B. für die 60er und 70er Jahre typische Floor-Flex-Platten.
Zur Verbesserung der brandschutztechnischen Eigenschaften wurden zahlreiche Bauwerke auch nachträglich mit zum Teil schwachgebundenen Asbestprodukten ausgestattet. Die Verkleidung von Stahlträgern, Lüftungsleitungen oder der Einzug von Brandschutzwänden sind häufige Fundorte.
Aufgrund neuer technischer Möglichkeiten zur Probenvorbereitung und Auswertung von Asbestproben können heute Faserbeimengungen von weniger als 1 % nachgewiesen werden. Der Nachweis von Asbestfasern geringerer Konzentration findet insbesondere im Bereich von Wandanstrichen, Wandputzen und Spachtelmassen Anwendung. Trotz der geringen Faseranteile sind bei unsachgemäßer Bearbeitung der Oberflächen durch z.B. Schleifen erhebliche Faserfreisetzungen in die Raumluft möglich. Aus diesem Grund liegt heutzutage ein erhöhtes Augenmerk auf der Erkundung und Untersuchung von Wandputzen, Spachtelmassen und Anstrichen.
Die Einsatzgebiete für asbesthaltige Wandbeläge sind vielfältig. Der Zusatz von Asbestfasern wurde sowohl aus brandschutztechnischen Belangen als auch zur Verbesserung der Stabilität und Fließfähigkeit vorgenommen.
Künstliche Mineralfasern, kurz KMF, wurden zur Dämmung eingesetzt. Die Fasern der alten, gelblichen Dämmwolle sind wie auch Asbestfasern lungengängig und karzinogen.
Da die schadstoffhaltige Dämmwolle rein optisch nicht von der heutzutage eingesetzten Dämmwolle zu unterscheiden ist, kann nur durch eine Analyse im Labor bestimmt werden, ob es sich um karzinogene KMF gem. TRGS 905 handelt.
Dämmstoffe sind, wie der Name schon vermuten lässt, oft hinter Verkleidungen, Zwischenwänden oder Fassaden verbaut und somit nicht direkt erkennbar. Um KMF in Gebäuden zu sichten und zu beproben, müssen daher Wände und Decken geöffnet werden.
Bei polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen handelt es sich um eine Gruppe von organischen Stoffen, die mehrere Hundert Einzelverbindungen umfasst. PAK entstehen bei (unvollständigen) Verbrennungsprozessen und sind daher i.d.R. anthropogenen Ursprungs.
Einige Einzelvertreter der PAK sind karzinogen und können darüber hinaus Reizungen von Haut und Atemwege auslösen. In der Analytik und Einstufung bzw. Abschätzung von Toxizitäten und Gefährdungen wird insbesondere der Leitparameter Benzo(a)pyren betrachtet.
Die ursprünglich aus Verkokungsprozessen entstandenen teerhaltigen Rückstände wurden hauptsächlich im Straßenbau (Asphalt, Unterbau) eingesetzt. Auch Gussasphalt, der in Industriegebäuden zu finden ist, weist häufig erhöhte PAK-Konzentrationen auf und ist daher als teerhaltig zu klassifizieren.
Als Gebäudeschadstoff finden sich PAK vornehmlich in Produkten zur Abdichtung gegen Feuchtigkeit (Dachbahnen, Horizontalsperren, Schwarzanstriche). Auch Fugenmassen oder bestimmte Klebstoffe können PAK enthalten. Zur Verbesserung der Langlebigkeit wurden Korkdämmstoffe oder auch Holzprodukte (Bahnschwellen) mit PAK-haltigen Mitteln behandelt.
Polychlorierte Biphenyle sind chlorierte organische Verbindungen. Dabei handelt es sich um eine Stoffgruppe mit insgesamt bis zu 209 verschiedenen PCB-Kongeneren. Typischerweise findet sich davon in technischen Anwendungen jedoch nur ein kleiner Teil wieder. Die Kongenere unterscheiden sich in ihrem Chlorierungsgrad und damit in den chemischen, physikalischen und toxikologischen Eigenschaften.
PCB gelten als karzinogen, organschädigend und reproduktionstoxisch. Weiterhin sind PCB persistente Stoffe und reichern sich im menschlichen Fettgewebe an.
Aufgrund ihrer Eigenschaften wurden PCB als Weichmacher, Flammschutzmittel und Dielektrikum eingesetzt. Somit kommen PCB zum Beispiel in Fugenmassen, Anstrichen oder Klebstoffen vor. Auch in Kondensatoren oder Transformatoren können PCB enthalten sein. Die größten Mengen des in Deutschland verwendeten PCB wurden in den 60er und 70er Jahren eingesetzt.
Im Bereich der Gebäude- und Umweltschadstoffe sind vor allem Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink relevant.
Manche Schwermetalle sind in Spuren lebenswichtig für Menschen, Tiere und Pflanzen. Viele Schwermetalle sind jedoch bereits in geringen Dosen giftig. Dabei sind einige Schwermetalle bioakkumulativ – das heißt, dass sie sich in Organismen anreichern und nur sehr langsam oder gar nicht abgebaut werden können.
Neben allgemein bekannten Nutzungen von z. B. Blei in alten Trinkwasserleitungen oder in Dachblechen finden sich Schwermetalle häufig auch in Anstrichen diverser Nutzungsbereiche. Weitläufig eingesetzt wurde insbesondere der rötliche Holzanstrich – sogenannter Ochsenblutrot-Anstrich – der auf Holzdielenböden oder Treppenaufgängen Verwendung fand. Auch Wandanstriche oder ältere Fliesen können erhöhte Schwermetallkonzentrationen beinhalten.
Zur Isolierung älterer Geschossdecken wurden auch Schlackerückstände, z.B. aus der Stahlproduktion, als lose Schüttung eingebracht.
Die erhöhten Schwermetallkonzentrationen sind insbesondere bei geplanten Rückbaumaßnahmen relevant. Der Verbleib von schwermetallhaltigen Baustoffen im Gesamtbauschutt kann je nach Menge und Konzentration negativen Einfluss auf die Verwertbarkeit der mineralischen Abfälle habe kann.